

Eine Meditationstechnik, die mittlerweile um den Globus herum sehr verbreitet ist, ist die Achtsamkeitspraxis des «body sweeping», auf deutsch ungefähr Körperdurchwandern oder auch Körper scannen Methotde. Es ist eine Einsichtsmeditation (vipassana) mit dem Ziel, Erkenntnisse in die wahre Natur unseres Geistes zu erlangen durch das Erkennen der Vergänglichkeit aller Körperempfindungen und Geistesgestaltungen (citta sankhara). Gelehrt und verbreitet wird diese Technik vom burmesisch-indischen Meditationslehrer Satya Narayan Goenka.
Ich möchte diese Technik hier kurz Vorstellen. Es ist nur eine Beschreibung und soll als ein Überblick dienen und soll daher nicht als Meditationsanleitung verstanden werden. Die Praxis sollte nur unter Führung eines erfahrenen Meditationslehrers/in erlernt werden, hier in Form eines Besuches eines zehn Tages Kurses.
Allgemeines über die Vipassana Technik
Seit 1969 S.N. Goenka mit seiner Frau von Burma (heute Myanmar) nach Indien zog und die ersten Vipassana Kurse der Verwandtschaft gab, nahm die Begeisterung für diese Methode der Einsichtsmeditation zu und verbreitete sich bis heute um die ganze Welt. Zuerst lehrte er in gemieteten oder zu Verfügung gestellten Anwesen und reiste mit einer immer grösseren Anhängerschaft quer durch das nördliche Indien um Vipassana Kurse zu geben.
Das erste feste Zentrum wurde 1976 nahe Mumbai eröffnet und wenige Jahre später folgten weitere Zentren überall in Indien und die ersten dann auch im “Westen” (USA/Australien). Mittlerweile gibt es Zentren in vielen Ländern der Welt und Kurse werden in fast allen Ländern der Welt an verschiedenen Orten angeboten (hier findest du sie)
Die Technik wird in Form von 10 Tages Kursen an nicht ordinierte Meditierende (Laien) gelehrt. Die Teilnahme ist weitgehend Bedingungslos für Anfänger, einzige Voraussetzung ist eine gewisse mentale Stabilität, da die Kurse sehr intensiv sind.
Die Kurse sind offen für jegliche Interessierte, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit. Es wird oft betont, dass diese Technik keiner Religion eigen ist, sie wurde nur von Buddha wiederentdeckt und gelehrt.
S.N. Goenka lernte die Technik seinerzeit 1955 von Sayagyi U Ba Khin, der mittlerweile als Meister und Initiator dieser Tradition, wie sie sich heute präsentiert, angesehen wird.
Die Technik soll allerdings bis zu den Tagen Buddhas zurück gehen und wurde, bevor der Buddhismus aus Indien verschwand, nach Burma (heute Myanmar) gebracht und überdauerte in einer strenge Überlieferungslinie die Zeit bis um 1900 als Ledi Sayadaw, einer der bedeutendsten buddhistischen Mönche seinerzeit in Burma, die Technik begann, auch an Laien zu lehren (ca. 1915). Worauf bald der Laie Sayagyi U Ba Khin die Technik gelernt bekommen hatte und sie als Mittel in Regierungskreisen einsetzte, um erfolgreich die sittliche Eigenschaften seiner Berufskollegen zu fördern.
Die Technik des body sweeping
Mithilfe der Achtsamkeit auf die Körperempfindungen soll durch systematisches durchwandern des Körpers (body sweeping) von Kopf (Fontanelle) bis Fussspitzen und wieder zurück, gleichmütig auf die empfundenen Gefühlsqualitäten (vedana) eingegangen werden. Da eine vermeintliche Reaktion, ob sie nun positiv, mit Verlangen (lobha) oder negativ, mit Abneigung (dosa) weitere Geistformationen (citta-sankharas) erschafft, womit wir uns weiter in Samsara verstricken.
Die endgültige Befreiung werden wir erlangen, wenn wir unseren Geist so umprogrammiert haben, dass wir nicht mehr auf einen Kontakt durch eine Körperempfindung reagieren, sondern stets in Gleichmut weilen. Dadurch erschaffen wir keine weiteren geistige Anhaftungen (sankharas) mehr und in dem wir auf die schon erschaffenen sankharas, die sich als körperliche Empfindungen manifestieren, da wir sie in den scheinbar unendlich vielen früheren Leben angesammelt haben, nicht mehr reagieren, lösen wir sie zusätzlich auf. So dass bei stetige Praxis keine Gestaltungen (sankharas) übrig bleiben und wir daher keine weitere Geburt mehr erschaffen werden, da wir den Treibstoff für das Leben, das Ergreifen von Objekten unterlassen.
Wie reagiert man aber gleichmütig, auf zum Teil sehr intensive Empfindungen, ob sie nun positiv oder negativ sind. Man übt sich, durch das rasche wahrnehmen der Empfindungen ihrer wahren Natur bewusst zu werden, nämlich dass sie restlos vergänglich (anicca) sind, so beraubt man sie ihrer scheinbaren Wichtigkeit und trainiert den eigenen dialektischen Geist, welcher durch unser Unterbewusstsein gesteuert ist, nicht mehr auf Objekte (Hier bei dieser Technik-Körperempfindungen) anzuspringen. Durch das Erkennen der Vergänglichkeit aller Empfindungen nehmen wir ihnen den Reiz weg, sie lassen uns kalt, da wir sie ihrer Veränderlichkeit durchschaut haben.
10 Tage Kurs
Vipassana wird in Form eines strikten zehn Tages Kurs gelehrt, wobei der Anreise und Abreise Tag nicht dazugezählt wird, womit man volle fast volle 10 Tage meditieren kann.
Man erklärt sich einverstanden, die 10 Tage vollständig zu absolvieren und legt ein Schweigegelübde für den Kurs ab. Desweiteren verpflichten sich die Teilnehmer zur Einhaltung der fünf Tugendregeln (silas) während des ganzen Kurses:
- Nicht zu lügen
- Nicht zu stehlen
- Keine lebendigen Wesen zu töten
- Sexuelle Enthaltsamkeit zu befolgen
- Keine Rauschmittel zu nehmen (inkl. Zigaretten)
Diese Verpflichtungen dienen dazu eine perfekte und gehütete Atmosphäre zu schaffen, um Tief den eigenen Geist erforschen zu können. Die Teilnehmer dürfen sich auf einen sehr gut abgestimmten Rahmen freuen, um zu meditieren.
Der Tagesablauf ist verbindlich geregelt und besteht aus Meditation in der Halle und Meditation im Zimmer oder in der Meditationskabine (Pagoda). Man meditiert zwischen 7-10 ½ Stunden pro Tag. Frühstück und Mittagessen werden von den freiwilligen Helfern, die selbstlos dafür sorgen, dass die Teilnehmer des 10 Tages Kurses wohl umsorgt sind und nicht in ihrer Konzentration gestört werden. Aufs Abendessen wird gemäss Buddhas Anweisung verzichtet.
Die ersten vier Tage wird Anapana-sati praktiziert, beständige Aufmerksamkeit beim Ein-und Ausatmen auf den Kontakt der Luft im Bereich der Oberlippe bis zum Naseneingang. Dies fördert, bei gewissenhafter Praxis, die Konzentration erheblich. Um dann ab dem vierten Tag zu Vipassana zu wechseln, alles unter Anleitung von Goenka.
Während den Meditationssitzungen in der Halle gibt es über Tonband Anweisungen von Goenka, die für neu Einsteiger sehr wertvoll sind, da die Technik genau erklärt wird, für ältere Schüler (so werden die Teilnehmer genannt, die mind. Einen 10 Tageskurs hinter sich haben), dient es auf Auffrischung. Jeden Abend gibt es zusätzlich einen Dhamma-Diskurs in fast allen Sprachen, um noch mehr über die Technik und den Weg zur Befreiung zu erfahren.
Das Charisma und das Metta (liebende Güte), das Goenka ausstrahlt, auch über Tonband oder Videoaufzeichnung ist sehr Eindrücklich. Die Atmosphäre unter den Kursteilnehmer und dem Server-Team ist durch und durch gefärbt von diesem Metta. So fühlen viele nach dem absolvierten 10 Tageskurs eine innerliche Ruhe und Frieden, was sich dann in einer zufriedenen und gutmütigen Art äussert. Ich empfand es immer als sehr angenehm und mein Herz war für eine Weile beruhigt und voller Güte.
Bildernachweis
Titelbild: © td2009
Goenka: Von wikipedia / CC0 Public Domain Lizenz