Erste edle Wahrheit  dukkha sacca

Die erste Wahrheit, die der Buddha erkannte ist die Wahrheit von dukkha, was allgemein hin als Leiden übersetzt wird, was aber nicht ganz genau so zutrifft. Dukkha bedeutet mehr als nur Leiden, es gibt dafür im Deutschen keine genaue Übersetzung. Sinngemäss bedeutet es «nicht fähig etwas zu ertragen» man kann es auch als unbefriedigend, unvollkommen, Unerfülltheit übersetzen. Es wird nur der Einfachheit halber meistens als Leiden verwendet.
Ich werde dukkha immer dem Kontext entsprechend gebrauchen, wen das noch mehr interessiert, kann hier gerne mehr über dukkha und seine Bedeutung erfahren (dukkha=Leiden?):

Die erste Wahrheit ist also: Die Wahrheit vom Leiden

Wichtig ist hier zu bemerken, dass er nicht sagte, “Alles ist Leiden”, was oft missverstanden wird, sondern da ist Leiden, es gibt Leiden und wir alle haben schon gelitten und werden wieder leiden. Er differenziert Leiden ganz klar.

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsinn und Verzweiflung sind Leiden; vereint sein mit Unliebem ist Leiden, getrennt sein von Lieben ist Leiden; was man verlangt, nicht erlangen, ist Leiden. Kurz gesagt: die fünf Faktoren des Ergreifens sind Leiden.» ⁵

Es geht im Buddhismus nicht um Leiden, sondern um die Befreiung vom Leiden, deshalb ist es wichtig, überhaupt zu erkennen, dass Leiden existiert, aber dass es auch glückliche (sukha) Zustände gibt, und viel wichtiger ist natürlich, wie man diese glücklichen (sukha) Ebenen erreicht. Dennoch wird man immer wieder im unendlichen Daseinskreislauf (Samsara) auf Leiden, wie oben im Zitat vom Buddha definiert, stossen, weil alles, auch jeder noch so schöne Zustand, jedes noch so lange Leben vergänglich ist. So wird, die nächste Geburt, sei es auch bei den himmlischen Göttern, folgen, wenn Geburt folgt, folgt Alter und Tod, und je nach Ebene³, andere leidhaftige Zustände.

Durch reflektieren dieser Wahrheit mit Einbezug des erfahrenden Wissens, wird man zu einer alles verstehenden Einsicht gelangen, dass Leiden unausweichlich existiert. Dies wird dann der Antrieb sein, um sich aus dieser Welt befreien zu wollen. Buddha erwähnte dazu, dass jeder einzelne in seinem Kreislauf in Samsara mehr Tränen aus Trauer vergossen hat, als es Wasser in den vier Weltmeeren gibt.⁶

Die zweite edle Wahrheit   samudaya-sacca

Die zweite Erkenntnis in der Vollmondnacht, auf die der Buddha bei seinem Erwachen gestossen ist, ist die der Entstehung des Leidens. Er erkannte, was nun zu Geburt, Alter, Tod usw. führt.

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensentwicklung: Es ist dieser Durst, der Wiederdasein säende, Genügens-reiz-verbundene, dort und dort sich ergötzende, nämlich der sinnliche Durst, der Daseinsdurst, der Nichtseins Durst.» ⁷

Durst, Pali Tanha, kann auch als Begehren, Verlangen oder einfach Wollen übersetzt werden. Wobei Durst schön treffend ist, da der Durst ein lebenswichtiger Reiz ist, der uns eben zum Trinken zwingt, ansonsten wir alsbald verdursten würden, wenn wir kein Wasser zu uns nehmen würden. Er ist also ein mehr oder weniger autonomer Reiz, der ohne unseres bewussten zutun stattfindet, im Gegensatz zu Begehren oder Wollen, bei denen wir mehr «Mitsprache recht» zu haben scheinen.

Buddha erwähnt im Zitat drei Arten des Durstes. Es ist im Grunde genommen der gleiche Durst, einfach in drei Aspekten.

Sinnliche Durst  (kama-tanha)

Der Daseinsdurst  (bhava tanha)

Der Nichtseins Durst  (vibhava tanha)

 

Der sinnliche Durst

bzw. das sinnliche Begehren ist am einfachsten zu verstehen, da wir alle dieses Begehren kennen. Es ist das Begehren nach körperlichen Vergnügen, egal welcher Art. Die Augen, die Ohren, der Geruchssinn, der Tastsinn usw. sollen bezaubert werden und werden es in unserer Zeit in einer noch nie dagewesenen Fülle. Doch zu was führt dieses Begehren nach ständig angenehmen, es führt zu Verwöhntheit, und wenn diese Gewöhnung eben mal nicht eintrifft, wenn eben mal kein schönes Objekt angesehen werden kann, kein schöner Ton zu hören, kein feiner Duft zu riechen ist, dann sind wir, weil wir an angenehmes gewöhnt sind und uns angenehmes ersehnen, betrübt, enttäuscht, oder einfach unzufrieden. Unzufriedenheit wird dann meisten als leidvoll war genommen und so leiden wir. Denn jedes angenehme Sinnesobjekt vergeht und hinterlässt so einen unerfüllten (dukkha) Zustand in uns. Dieses sinnliche Begehren führt dazu, dass wir immer mehr wollen und so ist es ein Treibstoff (im wahrsten Sinn des Wortes), der uns im Daseinskreislauf hält.

Das soll jetzt nicht bedeuten, alles Schöne und Angenehme zu verteufeln und nicht mehr geniessen zu wollen. Dennoch ist es ein Warnhinweis. Übrigens nimmt Gleichmütigkeit (uppekha) diesem sinnlichen Begehren den Wind aus den Segeln. Das Schöne und Angenehme kann mit einem gleichmütigen Herzen sehr wohl gekostet werden, allerdings ohne dass ein Anhaften bzw. ein Wollen nach mehr entsteht und somit nicht zu leiden führt.

Der Daseinsdurst

Uns allen sinnt es nach Werden, sei es nur jemand werden, wenn wir gross sind. Werden ist immer auf die Zukunft gerichtet. Mit diesem Werden geht das Bedürfnis nach «Erfolg» einher, sei es im Beruf, in Beziehungen, im Sport oder einfach als Persönlichkeit. Auch dies ist ein Begehren, das Begehren etwas in diesem Dasein zu werden bzw. zu sein. Es führt, wie eben jedes Begehren nach immer mehr, es wird nie satt, NIE.
Der Mond ist nicht mehr das Ziel, nach dem Heiraten kommen die Kinder, das Haus, das Auto. Nach dem Abitur, der Bachelor, der Master, einen gut bezahlten und interessanten Job, danach einen Posten mit mehr Verantwortung, danach ruft der weitere berufliche Aufstieg usw. Dieses Spiel könnte man ewig so weitertreiben, was in Wirklichkeit auch gemacht wird und die Bühne dafür ist Welt (Samsara). Unsere Welt ist die Welt der Sinne (kama-bhava), es gibt aber laut Buddha noch die Welt des feinkörperlichen Daseins wie auch noch die formlose Welt. Diese Daseinsebenen sind ebenfalls dem Daseinsdurst unterworfen, dem Durst nach mehr, dem Durst nach höherem. Auch dieser Durst ist ein Treibstoff, der uns im Daseinskreislauf hält.

Der Nichtseins Durst

Die Umkehrfunktion von Wollen ist Loswerden, der sich auch in vielen formen zeigen kann. Ich will meine überzähligen Pfunde loswerden, ich will meinen Ehemann loswerden, ich will meine Depression loswerden, ich will meine Schulden loswerden, ich will meine Wut loswerden, meine Angst usw. Auch das Loswerden wollen von Begehren ist ein Durst, eben ein Nichtseins Durst. Auch Dieser Durst ist, du ahnst es sicher schon, ein Treibstoff, der dich im Daseinskreislauf hält.

Es geht bei dieser Wahrheit aber nur ums Verstehen, nicht darum, den Kopf in den Sand zu stecken, weil ja alles keinen Sinn mehr zu haben scheint. Verstehe einfach, dass der Faktor, der Leiden erzeugt, dieser Durst ist und anerkenne ihn. Mehr nicht. Für die Welt und übrigens auch für den anfänglichen, spirituellen Fortschritt ist dieser Durst unabdingbar. Man muss also konstatieren, es ist einfach so, wie es ist.

Die dritte edle Wahrheit   nirodha sacca

Die dritte Wahrheit, die der Buddha erkannte, ist die der Leidensauflösung (nirodha).

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensauflösung: Es ist eben dieses Durstes restlose Entreizung und Auflösung, von ihm zurücktreten, ihn loslassen, sich von ihm lösen, nicht mehr an ihm haften.»

Wie aber entreizt man diesen Durst? In dem man ihn versteht, durch Wissen, dadurch kann man in Loslassen. So entreizt (wörtlich) man ihn.

«Wo immer etwas ist, das liebenswert und erfreulich erscheint, da wird der Durst aufgegeben und aufgelöst»

Man erkennt also, beim Kontakt der 6. Sinne auf ein Sinnesobjekt (Ton, Geräusch, Bild usw.), dass ein Begehren, oder wenn unangenehm, Ablehnung entsteht. Dies bedingt natürlich eine sehr aufmerksame Achtsamkeit auf den eigenen geistigen-und körperlichen Vorgang. Wie oben beschrieben erreicht man durch ein gleichmütiges, wissendes betrachten, dass man nicht auf den Sinneseindruck mit Verlangen oder Ablehnung reagiert. Man weiss, durch diese Unterweisung des Buddha, das Begehren und ihre Kehrseite eben zu Leid führt, deswegen reagiert man nicht mehr auf einen Sinneseindruck, man nimmt ihn aber ganz klar und bewusst war und kann somit auf einer ganz anderen Ebene mit den Folgen umgehen. Man übernimmt eine noch nie dagewesene Herrschaft über sein Leben, man wird nicht mehr hin und her geworfen durch die Gefühle zum Beispiel, sondern ist den Gefühlen erhaben und kann sie damit steuern.

Die ganz buddhistische Lehre zielt darauf ab, den betrachtenden Geist zu entwickeln, um Illusionen loszulassen. Die vier edlen Wahrheiten sind eine Unterweisung zum Loslassen, indem man die Dinge untersucht oder betrachtet «Warum ist dieses so? Warum ist jenes so? ⁸

Diese Wahrheit, wie die anderen auch, gilt es nun zu durchdringen, zu erfahren, ja zu entdecken. Der Weg zur Befreiung wird sich uns nicht durch intellektuelles Verstehen auftun, das ist nur Vorbedingung, sondern durch Erfahrung in der Praxis. Der Stufen-Weg zu diesen Weisheiten wurde vom Buddha in der vierten Wahrheit offenbart.

Die vierte edle Wahrheit   magga sacca

Der Weg aus dem Daseinskreislauf ist die Überwindung der Verblendung durch Wissen, ganz einfach. Der Weg zu Wissen, zu dem erfahrenden Wissen von der Unbeständigkeit (anicca), von der Unerfülltheit (dukkha) und somit von der Ichlosigeit (anatta) des Lebens ist der, über den 8fachen Stufenweg des Buddhas

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen: Es ist eben dieser edle achtfältige Pfad, nämlich rechte Anschauung, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung»

So beginnt dieser Stufenweg hin zur Erlösung durch das Hören der Lehre Buddhas, es ist eine Bekanntmachung, ein Versprechen so zu sagen, dass der Buddha gibt, nämlich dass es eine Möglichkeit gibt, sich von diesem Leiden (dukkha) zu befreien. Dies ist ein erstes sich mit auseinandersetzten der Lehre (rechte Anschauung).

Durch dieses sich mit auseinandersetzten mit Buddhas Lehre erkannt man immer mehr den Wahrheitsgehalt darin und beschäftigt sich gedanklich immer mehr damit (rechtes Denken).

So wird man immer wie friedvoller, da es ja eine Lehre zum heilsamen ist und man sich in Tugend übt. Welche sich zuerst auf das Sprechen auswirkt (rechte Rede), dann auf das Tun (rechtes Handeln) und schliesslich auf eine Neuausrichtung im Leben (rechter Lebenswandel), wenn überhaupt nötig.

Diese beträchtliche Wandlung ermöglicht nun ein weiteres Fortschreiten, allerdings mit eigener Antriebskraft (rechte Anstrengung), da man das eigene Herz nun von allem unheilsamen läutern sollte. Mit Hilfe der Achtsamkeitspraxis, wobei man darin immer geschulter wird (rechte Achtsamkeit), bis man die Tiefen der Sammlung erreicht (rechte Sammlung). Diese Sammlung, dieser Friede führt dann zu durchdringendes Wissen (rechte Weisheit), welches, wie gesagt, dich Befreien wird (rechte Erlösung)

«Diese edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen ist nun zu entfalten und habe ich entfaltet’: dabei ging mir, ihr Mönche, das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, das Licht auf.» ⁹

Erste edle Wahrheit  dukkha sacca

Die erste Wahrheit, die der Buddha erkannte ist die Wahrheit von dukkha, was allgemein hin als Leiden übersetzt wird, was aber nicht ganz genau so zutrifft. Dukkha bedeutet mehr als nur Leiden, es gibt dafür im Deutschen keine genaue Übersetzung. Sinngemäss bedeutet es «nicht fähig etwas zu ertragen» man kann es auch als unbefriedigend, unvollkommen, Unerfülltheit übersetzen. Es wird nur der Einfachheit halber meistens als Leiden verwendet.
Ich werde dukkha immer dem Kontext entsprechend gebrauchen, wen das noch mehr interessiert, kann hier gerne mehr über dukkha und seine Bedeutung erfahren (dukkha=Leiden?):

Die erste Wahrheit ist also: Die Wahrheit vom Leiden

Wichtig ist hier zu bemerken, dass er nicht sagte, “Alles ist Leiden”, was oft missverstanden wird, sondern da ist Leiden, es gibt Leiden und wir alle haben schon gelitten und werden wieder leiden. Er differenziert Leiden ganz klar.

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsinn und Verzweiflung sind Leiden; vereint sein mit Unliebem ist Leiden, getrennt sein von Lieben ist Leiden; was man verlangt, nicht erlangen, ist Leiden. Kurz gesagt: die fünf Faktoren des Ergreifens sind Leiden.» ⁵

Es geht im Buddhismus nicht um Leiden, sondern um die Befreiung vom Leiden, deshalb ist es wichtig, überhaupt zu erkennen, dass Leiden existiert, aber dass es auch glückliche (sukha) Zustände gibt, und viel wichtiger ist natürlich, wie man diese glücklichen (sukha) Ebenen erreicht. Dennoch wird man immer wieder im unendlichen Daseinskreislauf (Samsara) auf Leiden, wie oben im Zitat vom Buddha definiert, stossen, weil alles, auch jeder noch so schöne Zustand, jedes noch so lange Leben vergänglich ist. So wird, die nächste Geburt, sei es auch bei den himmlischen Göttern, folgen, wenn Geburt folgt, folgt Alter und Tod, und je nach Ebene³, andere leidhaftige Zustände.

Durch reflektieren dieser Wahrheit mit Einbezug des erfahrenden Wissens, wird man zu einer alles verstehenden Einsicht gelangen, dass Leiden unausweichlich existiert. Dies wird dann der Antrieb sein, um sich aus dieser Welt befreien zu wollen. Buddha erwähnte dazu, dass jeder einzelne in seinem Kreislauf in Samsara mehr Tränen aus Trauer vergossen hat, als es Wasser in den vier Weltmeeren gibt.⁶

Die zweite edle Wahrheit   samudaya-sacca

Die zweite Erkenntnis in der Vollmondnacht, auf die der Buddha bei seinem Erwachen gestossen ist, ist die der Entstehung des Leidens. Er erkannte, was nun zu Geburt, Alter, Tod usw. führt.

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensentwicklung: Es ist dieser Durst, der Wiederdasein säende, Genügens-reiz-verbundene, dort und dort sich ergötzende, nämlich der sinnliche Durst, der Daseinsdurst, der Nichtseins Durst.» ⁷

Durst, Pali Tanha, kann auch als Begehren, Verlangen oder einfach Wollen übersetzt werden. Wobei Durst schön treffend ist, da der Durst ein lebenswichtiger Reiz ist, der uns eben zum Trinken zwingt, ansonsten wir alsbald verdursten würden, wenn wir kein Wasser zu uns nehmen würden. Er ist also ein mehr oder weniger autonomer Reiz, der ohne unseres bewussten zutun stattfindet, im Gegensatz zu Begehren oder Wollen, bei denen wir mehr «Mitsprache recht» zu haben scheinen.

Buddha erwähnt im Zitat drei Arten des Durstes. Es ist im Grunde genommen der gleiche Durst, einfach in drei Aspekten.

Sinnliche Durst  (kama-tanha)

Der Daseinsdurst  (bhava tanha)

Der Nichtseins Durst  (vibhava tanha)

 

Der sinnliche Durst

bzw. das sinnliche Begehren ist am einfachsten zu verstehen, da wir alle dieses Begehren kennen. Es ist das Begehren nach körperlichen Vergnügen, egal welcher Art. Die Augen, die Ohren, der Geruchssinn, der Tastsinn usw. sollen bezaubert werden und werden es in unserer Zeit in einer noch nie dagewesenen Fülle. Doch zu was führt dieses Begehren nach ständig angenehmen, es führt zu Verwöhntheit, und wenn diese Gewöhnung eben mal nicht eintrifft, wenn eben mal kein schönes Objekt angesehen werden kann, kein schöner Ton zu hören, kein feiner Duft zu riechen ist, dann sind wir, weil wir an angenehmes gewöhnt sind und uns angenehmes ersehnen, betrübt, enttäuscht, oder einfach unzufrieden. Unzufriedenheit wird dann meisten als leidvoll war genommen und so leiden wir. Denn jedes angenehme Sinnesobjekt vergeht und hinterlässt so einen unerfüllten (dukkha) Zustand in uns. Dieses sinnliche Begehren führt dazu, dass wir immer mehr wollen und so ist es ein Treibstoff (im wahrsten Sinn des Wortes), der uns im Daseinskreislauf hält.

Das soll jetzt nicht bedeuten, alles Schöne und Angenehme zu verteufeln und nicht mehr geniessen zu wollen. Dennoch ist es ein Warnhinweis. Übrigens nimmt Gleichmütigkeit (uppekha) diesem sinnlichen Begehren den Wind aus den Segeln. Das Schöne und Angenehme kann mit einem gleichmütigen Herzen sehr wohl gekostet werden, allerdings ohne dass ein Anhaften bzw. ein Wollen nach mehr entsteht und somit nicht zu leiden führt.

Der Daseinsdurst

Uns allen sinnt es nach Werden, sei es nur jemand werden, wenn wir gross sind. Werden ist immer auf die Zukunft gerichtet. Mit diesem Werden geht das Bedürfnis nach «Erfolg» einher, sei es im Beruf, in Beziehungen, im Sport oder einfach als Persönlichkeit. Auch dies ist ein Begehren, das Begehren etwas in diesem Dasein zu werden bzw. zu sein. Es führt, wie eben jedes Begehren nach immer mehr, es wird nie satt, NIE.
Der Mond ist nicht mehr das Ziel, nach dem Heiraten kommen die Kinder, das Haus, das Auto. Nach dem Abitur, der Bachelor, der Master, einen gut bezahlten und interessanten Job, danach einen Posten mit mehr Verantwortung, danach ruft der weitere berufliche Aufstieg usw. Dieses Spiel könnte man ewig so weitertreiben, was in Wirklichkeit auch gemacht wird und die Bühne dafür ist Welt (Samsara). Unsere Welt ist die Welt der Sinne (kama-bhava), es gibt aber laut Buddha noch die Welt des feinkörperlichen Daseins wie auch noch die formlose Welt. Diese Daseinsebenen sind ebenfalls dem Daseinsdurst unterworfen, dem Durst nach mehr, dem Durst nach höherem. Auch dieser Durst ist ein Treibstoff, der uns im Daseinskreislauf hält.

Der Nichtseins Durst

Die Umkehrfunktion von Wollen ist Loswerden, der sich auch in vielen formen zeigen kann. Ich will meine überzähligen Pfunde loswerden, ich will meinen Ehemann loswerden, ich will meine Depression loswerden, ich will meine Schulden loswerden, ich will meine Wut loswerden, meine Angst usw. Auch das Loswerden wollen von Begehren ist ein Durst, eben ein Nichtseins Durst. Auch Dieser Durst ist, du ahnst es sicher schon, ein Treibstoff, der dich im Daseinskreislauf hält.

Es geht bei dieser Wahrheit aber nur ums Verstehen, nicht darum, den Kopf in den Sand zu stecken, weil ja alles keinen Sinn mehr zu haben scheint. Verstehe einfach, dass der Faktor, der Leiden erzeugt, dieser Durst ist und anerkenne ihn. Mehr nicht. Für die Welt und übrigens auch für den anfänglichen, spirituellen Fortschritt ist dieser Durst unabdingbar. Man muss also konstatieren, es ist einfach so, wie es ist.

Die dritte edle Wahrheit   nirodha sacca

Die dritte Wahrheit, die der Buddha erkannte, ist die der Leidensauflösung (nirodha).

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensauflösung: Es ist eben dieses Durstes restlose Entreizung und Auflösung, von ihm zurücktreten, ihn loslassen, sich von ihm lösen, nicht mehr an ihm haften.»

Wie aber entreizt man diesen Durst? In dem man ihn versteht, durch Wissen, dadurch kann man in Loslassen. So entreizt (wörtlich) man ihn.

«Wo immer etwas ist, das liebenswert und erfreulich erscheint, da wird der Durst aufgegeben und aufgelöst»

Man erkennt also, beim Kontakt der 6. Sinne auf ein Sinnesobjekt (Ton, Geräusch, Bild usw.), dass ein Begehren, oder wenn unangenehm, Ablehnung entsteht. Dies bedingt natürlich eine sehr aufmerksame Achtsamkeit auf den eigenen geistigen-und körperlichen Vorgang. Wie oben beschrieben erreicht man durch ein gleichmütiges, wissendes betrachten, dass man nicht auf den Sinneseindruck mit Verlangen oder Ablehnung reagiert. Man weiss, durch diese Unterweisung des Buddha, das Begehren und ihre Kehrseite eben zu Leid führt, deswegen reagiert man nicht mehr auf einen Sinneseindruck, man nimmt ihn aber ganz klar und bewusst war und kann somit auf einer ganz anderen Ebene mit den Folgen umgehen. Man übernimmt eine noch nie dagewesene Herrschaft über sein Leben, man wird nicht mehr hin und her geworfen durch die Gefühle zum Beispiel, sondern ist den Gefühlen erhaben und kann sie damit steuern.

Die ganz buddhistische Lehre zielt darauf ab, den betrachtenden Geist zu entwickeln, um Illusionen loszulassen. Die vier edlen Wahrheiten sind eine Unterweisung zum Loslassen, indem man die Dinge untersucht oder betrachtet «Warum ist dieses so? Warum ist jenes so? ⁸

Diese Wahrheit, wie die anderen auch, gilt es nun zu durchdringen, zu erfahren, ja zu entdecken. Der Weg zur Befreiung wird sich uns nicht durch intellektuelles Verstehen auftun, das ist nur Vorbedingung, sondern durch Erfahrung in der Praxis. Der Stufen-Weg zu diesen Weisheiten wurde vom Buddha in der vierten Wahrheit offenbart.

Die vierte edle Wahrheit   magga sacca

Der Weg aus dem Daseinskreislauf ist die Überwindung der Verblendung durch Wissen, ganz einfach. Der Weg zu Wissen, zu dem erfahrenden Wissen von der Unbeständigkeit (anicca), von der Unerfülltheit (dukkha) und somit von der Ichlosigeit (anatta) des Lebens ist der, über den 8fachen Stufenweg des Buddhas

«Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen: Es ist eben dieser edle achtfältige Pfad, nämlich rechte Anschauung, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung»

So beginnt dieser Stufenweg hin zur Erlösung durch das Hören der Lehre Buddhas, es ist eine Bekanntmachung, ein Versprechen so zu sagen, dass der Buddha gibt, nämlich dass es eine Möglichkeit gibt, sich von diesem Leiden (dukkha) zu befreien. Dies ist ein erstes sich mit auseinandersetzten der Lehre (rechte Anschauung).

Durch dieses sich mit auseinandersetzten mit Buddhas Lehre erkannt man immer mehr den Wahrheitsgehalt darin und beschäftigt sich gedanklich immer mehr damit (rechtes Denken).

So wird man immer wie friedvoller, da es ja eine Lehre zum heilsamen ist und man sich in Tugend übt. Welche sich zuerst auf das Sprechen auswirkt (rechte Rede), dann auf das Tun (rechtes Handeln) und schliesslich auf eine Neuausrichtung im Leben (rechter Lebenswandel), wenn überhaupt nötig.

Diese beträchtliche Wandlung ermöglicht nun ein weiteres Fortschreiten, allerdings mit eigener Antriebskraft (rechte Anstrengung), da man das eigene Herz nun von allem unheilsamen läutern sollte. Mit Hilfe der Achtsamkeitspraxis, wobei man darin immer geschulter wird (rechte Achtsamkeit), bis man die Tiefen der Sammlung erreicht (rechte Sammlung). Diese Sammlung, dieser Friede führt dann zu durchdringendes Wissen (rechte Weisheit), welches, wie gesagt, dich Befreien wird (rechte Erlösung)

«Diese edle Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen ist nun zu entfalten und habe ich entfaltet’: dabei ging mir, ihr Mönche, das Auge auf, die Erkenntnis auf, die Weisheit auf, das Wissen auf, das Licht auf.» ⁹