Zu Zeiten des Buddhas, als von überall her Menschen (Hausmenschen), Asketen und Brahmanen Söhne kamen, um diesen Erwachten zu sehen und des Buddhas Worten zu lauschen, unterwies er die Neuankömmlinge meistens in der rechten Anschauung (samma ditthi).
Die geistige Hochkultur, die die Veden, die alten heiligen Schriften
Indiens hervorbrachte, neigte sich langsam dem Ende zu. Die Menschen zu dieser Zeit waren geistig auf einem ganz anderen Level als wir das heute sind. Dennoch gab es natürlich grosse Unterschiede, durch das damaligen Klassenwesen (Kastensystem) Bharats (Indien). Deshalb ging er je nach Bewusstseinsentwicklung anders vor in der Darlegung seiner Lehre.
Jenen, die schon eine lange entbehrungsreiche Praxis hinter sich haben, wie die Asketen im alten Indien (Bharat), die sich oft schmerzliche asketische Übungen unterzogen, um das sinnliche Begehren zu überwinden, jenen begegnete der Buddha verschieden gegenüber den gerade aus dem Hausleben tretenden Männer und Frauen.
Der Einstieg in seine Lehre
Den Asketen offenbarte er direkt die vier edlen Wahrheiten.
1. Dass es Leiden gibt
2. Wie das Leiden entsteht
3. Wie das Leiden überwunden wird
4. Der Weg zur Überwindung des Leidens.
Viele dieser Asketen, die meistens nicht mehr besassen als ihr Lendentuch, reichte diese Darlegung aus und wurden vom Buddha, oder einem seiner heiligen Jüngern weiter instruiert. Nun sie hatten «wenig Staub auf den Augen».
Aber für die Brahmanen Söhne oder dem Hausmenschen, musste der Buddha doch ein bisschen weiter ausholen.
Die Söhne der Schriftgelehrten und Priester, nannte man Brahmanen Söhne. Brahmane war die höchste Kaste im indischen Klassensystem. Sie hatten grosses Ansehen, waren sehr vermögend und einflussreich. Sie konnten Lesen und Schreiben, kannten die vedischen Schriften und führten religiöse Handlungen aus. Gerade bei ihnen aber, bedurfte es meistens auch eine ausführlichere Erläuterung. Denn sie waren geprägt, vereinnahmt vom Brahmanismus, der damaligen Religiösen Richtung (der Vorgänger des heutigen Hinduismus).
Doch Buddhas Lehre war verschieden zu diesen Lehrmeinungen, die er natürlich sehr gut kannte, wurde auch er doch in diesen geschult. Er fand im Gegensatz zu diesem Brahmanismus, den Ausweg aus dem Kreislauf des Lebens, ein Weg zum ewigen Glückseligkeit (Nibbana).
Er unterwies also, je nach Bewusstseinsentwicklung, die Hausmenschen und die Brahmanen Söhne in folgenden Anschauung.
- heilsames Geben
- tugendhaftes Verhalten
- Beschäftigung mit himmlischen Welten
- Vorzüglichkeit des Verzichtens
Diese vier Anschauungen werden auch die vier Vorschaltlehren genannt. Es ist sozusagen die feinfühlige Annäherung zur Lehre Buddhas.
Heilsames Geben (dana)
«Würden die Wesen den Lohn für das Verteilen von Gaben kennen, so wie ich, so würden sie nichts genießen, ohne etwas gegeben zu haben, selbst den letzten Bissen, den letzten Brocken, würden sie nicht genießen, ohne davon auszuteilen.» ¹
Gerade das Geben, das Spenden wurde von ihm ausdrücklich empfohlen. Es braucht Empathie, es braucht Mitgefühl und ein grosszügiges Herz, etwas jemanden zu geben. Kein gieriger, egozentrischer, gefühlskalter Menschen kann geben, jedenfalls nicht ohne etwas zurück zu verlangen. Es ist daher schon augenscheinlich, was für eine heilsame Kraft dem Geben innewohnt. Es ist eine klare Aussage, wie das eigene Herz geschaffen ist und wie man es, falls es gefühlskalt gegenüber den Mitmenschen ist, lockert, aufwärmt und zum Glühen bringt, indem man gibt.
Gebe ist ein Segen, es ist eine Anerkennung dem Wert der Mitmenschen gegen über und es zeigt einem selber auch, dass was man besitzt. Denn man kann nur geben, was man selber besitzt. Ich meine nicht nur das materielle Geben, sondern ganz explizit, Freude, Mitgefühl, Zeit, Schutz, Aufmerksamkeit und Liebe. Das, und vieles mehr kann man nur geben, wenn man es selber besitzt. Also ist es nur vorteilhaft, wenn man sich im Geben übt, indem man Essen, Kleidung, Obdach gibt, fördert man die oben genannten Qualitäten in sich selber und man lernt loszulassen. Was für ein Segen. Deshalb übrigens, danken die Menschen den Mönchen in Asien, wenn sie ihnen Essen geben, nicht umgekehrt. Sie danken für die Möglichkeit, heilsame Qualitäten zu fördern und etwas Gutes zu tun.
Tugendhaftes Verhalten
Weiter belehrte der Buddha die Menschen und Brahmanen zur Tugend. Mehr Tugend im Leben führt zu mehr Wohl und Friede im eigenen Leben. Man beherrscht sich und versucht, dem Ärger nicht immer freien Lauf zu lassen. Man achtet auf das was man sagt. Man ist zuvorkommend und so reagiert die Welt natürlich auf diese angenehme Art.
Es gilt die fünf Tugendregeln (pancasila) einzuhalten.
- Nicht zu töten
- Nicht zu stehlen
- Kein sexuelles Fehlverhalten (kein Sex bei Mönchen)
- Nicht zu lügen
- Keine berauschenden Substanzen einzunehmen
Beschäftigung mit Himmlischen
Hier wurden die Neuankömmlinge auf die Möglichkeit der Metaphysik (Jenseitskunde) vorbereitet. Ihnen wurde erläutert, dass es nicht nur diese materialistische Daseinsebene gibt, sondern weitere, höhere und auch tiefere, die nur beschränkt mit unseren fünf Sinnen wahrnehmbare sind.
Zudem wurde die Fortexistenz der Lebewesen angesprochen. Dies bedarf zur Zeit des Buddha wenig Erläuterung, da es damals Grundsätzlich angenommen wurde. Das sieht heute schon anders aus und wird hier naher angeschaut. Diese Lehre war von Nöten, weil sie zeigen sollten, dass da noch mehr ist, als nur das was wahrgenommen wird. Für die Brahmanen brauchte es wenige Worte, da sie mit der Lehre des Himmlischen aus den Veden bestens vertraut waren.
Die Vorzüglichkeit des Verzichtens
Es folgte nun vom Buddha eine wichtige Unterweisung, für den Brahmanen und den Hausmenschen ebenso wichtige Erläuterung, die der Entsagung (nekkhammam). Dies bedarf einer Erkenntnis, dass die angestrebten materialistischen Wunschobjekte einem nie vollkommen glücklich machen können. Nie ist man vollkommen zufrieden, immer braucht man etwas neues oder mehr Sinnesgenuss. Man ist rastlos im Bestreben nach mehr Genuss. Dieses rastlose Herz kann aber zur Ruhe gebracht werden, indem man bewusst verzichtet. Man richtet sich nicht mehr nach dem Aussen, denn die erhofften Glücksbringer im aussen waren alle vergänglich. Man entsagt so schlussendlich dem sowieso nicht Glückbringendem, und neigt sich der inneren Ruhe zu, die man durch das Verzichten erfährt. Die Zufriedenheit der Einfachheit gilt es zu erkosten, denn man benötigt eigentlich so wenig fürs Leben. So werden die Sorgen über den eigenen Besitzt verringert und man erkennt die Vorzüglichkeit des Verzichtens, indem man einfach loslässt.
Diese vier Vorschaltlehren wurde vom Buddha gelehrt, um die Neuankömmlinge vorzubereiten, auf das, was ihnen noch alles bevorsteht. Die Lehre Buddhas wird sie in eine noch nie gekannte Tiefe vordringen lassen und es bedarf daher einem gewissen Grundwissen und Offenheit um mit dem edlen 8fachen Pfade beginnen zu können.
“svakkhato bhagavata dhammo sanditthiko akaliko ehipassiko opaneyyiko paccattam veditabbo viññuhi’ti”
“Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, die klar sichtbare, zeitlose, selbst überprüfbare (komm, sieh!), zum Ziele führende, den Verständigen, jedem für sich, erfahrbar.” ²
Fussnoten:
¹ Itiuttakam 26
² Majjhima-Nikaya 80
Bildernachweis:
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Sonnenuntergang: by titoalfredo RIO GANGES AMANECER via photopin (license)
Mönch mit drei Frauen: by Dennis Candy Discussion (IMG_2271b) via photopin (license)
Sternebild: by write_adam IC5070, the pelican nebula via photopin (license)$