“Eigner der Taten sind die Wesen, Erben der Taten,
die Taten sind der Schoß, der sie gebiert, sind ihre Freunde, ihre Zuflucht.
Was immer für Taten sie tun, gute oder böse, deren Erben werden sie sein.” ¹
Karma ist Sanskrit, auf Pali Kamma und bedeutet wörtlich Handlung bzw. Tun. Es beinhaltet das Prinzip, was du säst wirst du ernten. Jede Handlung hat eine Wirkung (vipaka), jede.
Nun kann aber die Wirkung bei einer gleichen Handlung unterschiedlich sein, denn man muss die Absicht hinter der Handlung verstehen. Die Absicht dahinter ist die eigentliche bestimmende Wirkung der Handlung. Ein Arzt, der gerade einen Menschen mit einem Skalpell aufschneidet hat nicht die gleiche Absicht wie ein Mörder, wenn dieser sein Opfer «aufschneidet». Des Arztes Absicht war den Patienten zu heilen bzw. operieren und die Absicht des Mörders war jemand umzubringen. So wirkt die Handlung des Arztes augenscheinlich anders als die des Mörders. Während das Herz des Arztes beispielsweise voller guten Willens, voller Hoffnung auf Heilung ist, ist das Herz des Mörders getrübt von Gier (lobha) oder Hass (dosa). Sein Herz ist eingeengt, voller Schmerz, es ist voller dukkha (Leidhaftigkeit) und dass wird sich nach der Tat nicht ändern. Es ist wie ein Same, der im Herzen gelegt wurde und es kann sehr wohl sein, dass der Same sofort zu spriessen anfängt und weiteres Leid erschafft. Dieses Leid muss nicht unbedingt andere treffen, diese Leid, was derjenige gesät hat, wird nur er ernten, gewiss, es kann dann wiederum anderer treffen, doch das Leiden ist zuallererst in ihm. Er leidet und schafft sich dadurch mehr Leiden, es wird schwer für ihn da wieder raus zu kommen, währenddessen der Arzt hoffentlich guten Mutes nach Hause gehen und den Feierabend in Ruhe geniessen kann.
Nun gut, dass sind extreme und klare Beispiele, oft ist aber die Absicht dahinter nicht so eindeutig, beziehungsweise getrübt von der eigenen, als richtig angenommen Wahrnehmung (moha). Aber jede Handlung wirkt, auch wenn die Wirkung oft nicht klar ersichtlich ist. Es reiht sich ein in ein undurchschaubaren Strom von früher gewirktem und schafft somit unsere individuelle Zukunft.
Der Buddha unterschiede drei Arten von Taten
- in körperlichen Taten (kāya-kamma),
- in Worten (vacī-kamma)
- in Gedanken (mano-kamma)
Karma ist keine Vergeltung oder Strafe aus früheren Leben, Karma ist nur die Wirkung unserer vorherigen Handlungen bzw. Absichten. So wirkte also schon ein Gedanke, geschweige denn ein Gesagtes oder Getanenes. Man unterscheidet zwischen
- bei Lebzeiten reifendes Karma (ditthadhamma-vedanīya-kamma)
- im nächsten Leben reifendes Karma (upapajja-vedanīya-kamma)
- in späteren Leben reifendes Karma (aparāpariya-vedanīya-kamma)
Es ist hilfreich, sich das ganze als einen Fluss vorzustellen, das Gewirkte vermischt sich und schafft so deinen weiteren Verlauf. Die bewusste Ebene der Absicht (kamma niyama) ist allerdings nur eine Ebene, die diesen Fluss mitprägen. Es gibt vier weitere Ebenen, die aber aller der bedingten Entstehung unterliegen, soll heissen, dass jede Wirkung ein Ursache hat und so ein undurchschaubares Zusammenspiel bilden, eben wie ein Fluss.
Dieser Fluss, ist aber ganz klar Lebens übergreifend, es ist eben der Fluss des Lebens und die Wirkungen hallen nach, sie äussern sich in Trieben, Vorlieben, Ängste, Tendenzen, Gewöhnungen. Es ist allerdings sehr schwer genaueres darüber zu sagen.
Da selbst der Buddha sagte, dass das nachdenken über das Karma und ihre Wirkungen zu unterlassen sei, weil es unbegreiflich ist, keinen Anfang kennt und nicht zur Befreiung beiträgt.
Herr des eigene Lebens
Daher ist eine wichtige Erkenntnis, dass man dem Karma nicht ausgeliefert ist, man kann hier und jetzt etwas gegen die Folgen, die man erntet, tun. Denn indem man mit Ablehnung (dosa), mit Hass darauf reagiert, so verstärkt man nicht nur die erlebte Folge, sondern man schafft unmittelbar neues solches unheilsames. Das heisst nun, wenn man eben nicht mit Ablehnung, sondern mit Akzeptanz, mit Verständnis reagiert, so lindert man erst mal das gerade erlebte und man erschafft durchaus heilsameres Karma, bzw. man sät Samen der Akzeptanz usw. Idealerweise reagiert man gar nicht, das heisst man nimmt das gegeben gleichmütig an und versucht mit gutem Herzen die Situation, ohne wieder unheilsame Wirkungen anzuhäufen zu erdulden. Denn jeder jetzige Zustand ist bedingt durch das vorher Gewirkte, so erschaffe ich mit dem jetzigen Wirken, das nächste Gewirkte. Einfacher ausgedrückt, ich erschaffe jeden Moment mit meinem Wirken den nächsten Moment. Das nannte der Buddha Wiedergeburt (punabbhava).
Was ist nun eine heilsame Tat?
Als heilsames, definierte der Buddha: Jede Handlung, die die Wurzel der Gierlosigkeit, der Güte und der Einsicht in sich trägt und als unheilsame Tat, erläuterte er als alles, was durch Gier, Anhaften (lobha), durch Hass, Ablehnung (dosa) und durch Verblendung (moha) geschieht.